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Text File  |  1998-03-14  |  20KB  |  373 lines

  1. Der Brief an die Galater.
  2.  
  3. \1\
  4. Verfasser, Empfänger und Gruβ.
  5.  
  6. $1$ Paulus, Apostel, nicht von Menschen [her], auch nicht
  7. durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den
  8. Vater, der ihn aus den Toten auferweckt hat, $2$ und alle
  9. Brüder, die bei mir sind, den Gemeinden von Galatien: $3$
  10. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn
  11. Jesus Christus, $4$ der sich selbst für unsere Sünden
  12. hingegeben hat, damit er uns herausreiβe aus der gegenwärtigen
  13. bösen Welt nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, $5$ dem
  14. die Herrlichkeit [sei] in alle Ewigkeit! Amen.
  15.  
  16. \1\
  17. Abkehr der Galater vom reinen Evangelium.
  18.  
  19. $6$ Ich wunderte mich, daβ ihr euch so schnell von dem, der
  20. euch durch die Gnade Christi berufen hat, abwendet zu einem
  21. anderen Evangelium, $7$ [wo] es [doch] kein anderes gibt;
  22. einige verwirren euch nur und wollen das Evangelium des Christus
  23. umkehren. $8$ Wenn aber auch wir oder ein Engel aus dem Himmel
  24. euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigten, was wir
  25. euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht! $9$
  26. Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wieder: Wenn
  27. jemand euch etwas als Evangelium verkündigt entgegen dem, was
  28. ihr empfangen habt: er sei verflucht! $10$ Denn rede ich jetzt
  29. Menschen zuliebe oder Gott? Oder suche ich Menschen zu gefallen?
  30. Wenn ich noch Menschen gefiele, so wäre ich Christi Knecht
  31. nicht.
  32.  
  33. \1\
  34. Unabhängigkeit des Paulus von den anderen Aposteln.
  35.  
  36. $11$ Ich teile euch aber mit, Brüder, daβ das von mir
  37. verkündigte Evangelium nicht von menschlicher Art ist. $12$
  38. Ich habe es nämlich weder von einem Menschen empfangen noch
  39. erlernt, sondern durch Offenbarung Jesu Christi. $13$ Denn ihr
  40. habt von meinem früheren Verhalten im Judentum gehört, daβ ich
  41. die Gemeinde Gottes über die Maβen verfolgte und sie zu
  42. vernichten suchte $14$ und im Judentum mehr Fortschritte
  43. machte als viele Altersgenossen in meinem Volk; ich war ja für
  44. meine [überkommenen] väterlichen Überlieferungen in viel höherem
  45. Maβe ein Eiferer. $15$ Als es aber dem, der mich von meiner
  46. Mutter Leibe an ausgewählt und durch seine Gnade berufen hat,
  47. gefiel, $16$ seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn
  48. unter den Nationen verkündigte, zog ich nicht Fleisch und Blut
  49. zu Rate. $17$ Ich ging auch nicht nach Jerusalem hinauf zu
  50. denen, die vor mir Apostel waren, sondern ich ging sogleich fort
  51. nach Arabien und kehrte wieder nach Damaskus zurück. $18$
  52. Darauf, nach drei Jahren, ging ich nach Jerusalem hinauf, um
  53. Kephas kennenzulernen und blieb fünfzehn Tage bei ihm. $19$
  54. Keinen anderen der Apostel aber sah ich auβer Jakobus, den
  55. Bruder des Herrn. $20$ Was ich euch aber schreibe - siehe, vor
  56. Gott! -, ich lüge nicht. $21$ Darauf kam ich in die Gegenden
  57. von Syrien und Cilicien. $22$ Ich war aber den Gemeinden in
  58. Judäa, die in Christus sind, von Angesicht unbekannt. $23$ Sie
  59. hatten aber nur gehört: Der, der uns einst verfolgte, verkündigt
  60. jetzt den Glauben, den er einst zu vernichten suchte; $24$ und
  61. sie verherrlichten Gott um meinetwillen.
  62.  
  63. \2\
  64. Anerkennung des Paulus durch die Apostel.
  65.  
  66. $1$ Darauf, nach vierzehn Jahren, zog ich wieder nach
  67. Jerusalem hinauf mit Barnabas und nahm auch Titus mit. $2$ Ich
  68. zog aber einer Offenbarung zufolge hinauf und legte ihnen das
  69. Evangelium vor, das ich unter den Nationen predige, den
  70. Angesehenen aber besonders, damit ich nicht etwa vergeblich
  71. laufe oder gelaufen wäre. $3$ Aber nicht einmal Titus, der bei
  72. mir war, wurde, obwohl er ein Grieche ist, gezwungen, sich
  73. beschneiden zu lassen; $4$ und zwar wegen der heimlich
  74. eingedrungenen falschen Brüder, die sich eingeschlichen hatten,
  75. um unsere Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, zu
  76. belauern, damit sie uns in Knechtschaft brächten. $5$ Denen
  77. haben wir auch nicht eine Stunde durch Unterwürfigkeit
  78. nachgegeben, damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch
  79. verbliebe. $6$ Von denen aber, die in Ansehen standen - was
  80. immer sie auch waren, das macht keinen Unterschied für mich,
  81. Gott sieht keines Menschen Person an -, die Angesehenen haben
  82. mir nämlich nichts zusätzlich auferlegt, $7$ sondern im
  83. Gegenteil, als sie sahen, daβ mir das Evangelium für die
  84. Unbeschnittenen anvertraut war ebenso wie Petrus das für die
  85. Beschnittenen $8$ - denn der, der in Petrus zum Apostelamt für
  86. die Beschnittenen wirksam war, war auch in mir für die Nationen
  87. wirksam -, $9$ und als sie die Gnade erkannten, die mir
  88. gegeben worden ist, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die
  89. als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas den Handschlag der
  90. Gemeinschaft, damit wir unter die Nationen [gingen], sie aber
  91. unter die Beschnittenen. $10$ Nur sollten wir der Armen
  92. gedenken, was zu tun ich mich auch befleiβigt habe.
  93.  
  94. \2\
  95. Paulus und Petrus in Antiochien: Glaube und Gesetz.
  96.  
  97. $11$ Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm
  98. ins Angesicht, weil er [durch sein Verhalten] verurteilt war.
  99. $12$ Denn bevor einige von Jakobus kamen, hatte er mit [denen
  100. aus] den Nationen gegessen; als sie aber kamen, zog er sich
  101. zurück und sonderte sich ab, da er sich vor denen aus der
  102. Beschneidung fürchtete. $13$ Und mit ihm heuchelten auch die
  103. übrigen Juden, so daβ selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit
  104. fortgerissen wurde. $14$ Als ich aber sah, daβ sie nicht den
  105. geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandelten, sprach
  106. ich zu Kephas vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, wie die
  107. Nationen lebst und nicht wie die Juden, wie zwingst du denn die
  108. Nationen, jüdisch zu leben? $15$ Wir [sind] von Natur Juden
  109. und nicht Sünder aus [den] Nationen, $16$ aber [da] wir
  110. wissen, daβ der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt
  111. wird, sondern nur durch den Glauben an Christus Jesus, haben wir
  112. auch an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben an
  113. Christus gerechtfertigt werden und nicht aus Gesetzeswerken,
  114. weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt wird.
  115.  
  116. $17$ Wenn aber auch wir selbst, die wir in Christus
  117. gerechtfertigt zu werden suchen, als Sünder erfunden wurden -
  118. ist dann also Christus ein Diener der Sünde? Das ist
  119. ausgeschlossen. $18$ Denn wenn ich das, was ich abgebrochen
  120. habe, wieder aufbaue, so stelle ich mich selbst als Übertreter
  121. hin. $19$ Denn ich bin durchs Gesetz [dem] Gesetz gestorben,
  122. damit ich Gott lebe; ich bin mit Christus gekreuzigt, $20$ und
  123. nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber
  124. jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, [und zwar im
  125. Glauben] an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst
  126. für mich hingegeben hat. $21$ Ich mache die Gnade Gottes nicht
  127. ungültig; denn wenn Gerechtigkeit durch Gesetz [kommt], dann ist
  128. Christus umsonst gestorben.
  129.  
  130. \3\
  131. Die Gerechtigkeit kommt aus dem Glauben, nicht aus dem Gesetz.
  132.  
  133. $1$ O unverständige Galater! Wer hat euch bezaubert, denen
  134. Jesus Christus als gekreuzigt vor Augen gemalt wurde? $2$ Nur
  135. dies will ich von euch wissen: Habt ihr den Geist aus
  136. Gesetzeswerken empfangen oder aus der Kunde des Glaubens? $3$
  137. Seid ihr so unverständig? Nachdem ihr im Geist angefangen habt,
  138. wollt ihr jetzt im Fleisch vollenden? $4$ So Groβes habt ihr
  139. vergeblich erfahren? Wenn es wirklich vergeblich [ist]!
  140.  
  141. $5$ Der euch nun den Geist darreicht und Wunderwerke unter
  142. euch wirkt, [tut er es] aus Gesetzeswerken oder aus der Kunde
  143. des Glaubens? $6$ Ebenso wie Abraham Gott glaubte und es ihm
  144. zur Gerechtigkeit gerechnet wurde. $7$ Erkennet daraus: die
  145. aus Glauben sind, diese sind Abrahams Söhne. $8$ Die Schrift
  146. aber, voraussehend, daβ Gott die Nationen aus Glauben
  147. rechtfertigen werde, verkündigte dem Abraham die gute Botschaft
  148. voraus: `In dir werden gesegnet werden alle Nationen. $9$
  149. Folglich werden die, die aus Glauben sind, mit dem gläubigen
  150. Abraham gesegnet. $10$ Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind,
  151. die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: `Verflucht
  152. ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes
  153. geschrieben ist, um es zu tun! $11$ Daβ aber durch Gesetz
  154. niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar, denn `der
  155. Gerechte wird aus Glauben leben. $12$ Das Gesetz aber ist
  156. nicht aus Glauben, sondern: `Wer diese Dinge getan hat, wird
  157. durch sie leben. $13$ Christus hat uns losgekauft von dem
  158. Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist -
  159. denn es steht geschrieben: `Verflucht ist jeder, der am Holz
  160. hängt! -, $141$ damit der Segen Abrahams in Christus Jesus zu
  161. den Nationen komme, damit wir die Verheiβung des Geistes durch
  162. den Glauben empfingen.
  163.  
  164. \3\
  165. Das Gesetz hebt die Glaubensverheiβungen nicht auf.
  166.  
  167. $15$ Brüder, ich rede nach Menschenweise: selbst bei eines
  168. Menschen rechtskräftig bestätigtem Testament hebt niemand es auf
  169. oder fügt etwas hinzu. $16$ Dem Abraham aber wurden die
  170. Verheiβungen zugesagt und seiner Nachkommenschaft. Er spricht
  171. nicht: `und seinen Nachkommen von vielen, sondern von einem:
  172. `und deinem Nachkommen, [und] der ist Christus. $17$ Dies aber
  173. sage ich: Einen vorher von Gott bestätigten Bund macht das
  174. vierhundertdreiβig Jahre später entstandene Gesetz nicht
  175. ungültig, so daβ die Verheiβung unwirksam geworden wäre. $18$
  176. Denn wenn das Erbe aus [dem] Gesetz [kommt], so [kommt es] nicht
  177. mehr aus [der] Verheiβung; dem Abraham aber hat Gott [es] durch
  178. Verheiβung geschenkt. $19$ Was [soll] nun das Gesetz? Es wurde
  179. der Übertretungen wegen hinzugefügt - bis der Nachkomme käme,
  180. dem die Verheiβung galt -, angeordnet durch Engel in der Hand
  181. eines Mittlers. $20$ Ein Mittler aber ist nicht [Mittler] von
  182. einem; Gott aber ist [nur] einer.
  183.  
  184. $21$ Ist denn das Gesetz gegen die Verheiβungen Gottes? Das
  185. ist ausgeschlossen. Denn wenn ein Gesetz gegeben worden wäre,
  186. das lebendig machen könnte, [dann] wäre wirklich die
  187. Gerechtigkeit aus Gesetz. $22$ Aber die Schrift hat alles
  188. unter [die] Sünde eingeschlossen, damit die Verheiβung aus
  189. Glauben an Jesus Christus den Glaubenden gegeben werde. $23$
  190. Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter Gesetz verwahrt,
  191. eingeschlossen auf den Glauben hin, der geoffenbart werden
  192. sollte. $24$ Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister auf
  193. Christus hin geworden, damit wir aus Glauben gerechtfertigt
  194. würden. $25$ Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir
  195. nicht mehr unter einem Zuchtmeister; $26$ denn ihr alle seid
  196. Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus. $27$ Denn
  197. ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt
  198. Christus angezogen. $28$ Da ist nicht Jude noch Grieche, da
  199. ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn
  200. ihr alle seid einer in Christus Jesus. $29$ Wenn ihr aber des
  201. Christus seid, so seid ihr damit Abrahams Nachkommenschaft [und]
  202. nach Verheiβung Erben.
  203.  
  204. \4\
  205. Befreiung aus der Knechtschaft des Gesetzes zur Sohnschaft durch
  206. Jesus Christus.
  207.  
  208. $1$ Ich sage aber: solange der Erbe unmündig ist,
  209. unterscheidet er sich in nichts von einem Sklaven, obwohl er
  210. Herr über alles ist; $2$ sondern er ist unter Vormündern und
  211. Verwaltern bis zu der vom Vater festgesetzten Frist. $3$ So
  212. waren auch wir, als wir Unmündige waren, unter die Elemente der
  213. Welt versklavt; $4$ als aber die Fülle der Zeit kam, sandte
  214. Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter Gesetz,
  215. $5$ damit er die loskaufte, [die] unter Gesetz [waren], damit
  216. wir die Sohnschaft empfingen. $6$ Weil ihr aber Söhne seid,
  217. sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da
  218. ruft: Abba, Vater! $7$ Also bist du nicht mehr Sklave, sondern
  219. Sohn; wenn aber Sohn, so auch Erbe durch Gott. $8$ Damals
  220. jedoch, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die von
  221. Natur nicht Götter sind; $9$ jetzt aber habt ihr Gott erkannt
  222. - vielmehr ihr seid von Gott erkannt worden. Wie wendet ihr euch
  223. wieder zu den schwachen und armseligen Elementen zurück, denen
  224. ihr wieder von neuem dienen wollt? $10$ Ihr beobachtet Tage
  225. und Monate und bestimmte Zeiten und Jahre. $11$ Ich fürchte um
  226. euch, ob ich nicht etwa vergeblich an euch gearbeitet habe.
  227.  
  228. $12$ Seid wie ich, denn auch ich bin wie ihr, Brüder, ich
  229. bitte euch; ihr habt mir nichts zuleide getan. $13$ Ihr wiβt
  230. aber, daβ ich euch einst in Schwachheit des Fleisches das
  231. Evangelium verkündigt habe, $14$ und meine Versuchung an
  232. meinem Körper habt ihr nicht verachtet noch verabscheut, sondern
  233. wie einen Engel Gottes nahmt ihr mich auf, wie Christus Jesus.
  234. $15$ Wo [ist] nun eure Glückseligkeit? Denn ich bezeuge euch,
  235. daβ ihr, wenn möglich, eure Augen ausgerissen und mir gegeben
  236. hättet. $16$ Bin ich also euer Feind geworden, weil ich euch
  237. die Wahrheit sage? $17$ Sie eifern um euch nicht gut, sondern
  238. sie wollen euch ausschlieβen, damit ihr um sie eifert. $18$
  239. Gut ist aber, allezeit im Guten zu eifern, und nicht nur, wenn
  240. ich bei euch anwesend bin. $19$ Meine Kinder, um die ich
  241. abermals Geburtswehen erleide, bis Christus in euch Gestalt
  242. gewonnen hat - $20$ ich wünschte aber, jetzt bei euch anwesend
  243. zu sein und meine Stimme zu wandeln, denn ich bin wegen euch im
  244. Zweifel.
  245.  
  246. $21$ Sagt mir, die ihr unter Gesetz sein wollt, hört ihr das
  247. Gesetz nicht? $22$ Denn es steht geschrieben, daβ Abraham zwei
  248. Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien; $23$
  249. aber der von der Magd war nach dem Fleisch geboren, der von der
  250. Freien jedoch durch die Verheiβung. $24$ Dies hat einen
  251. bildlichen Sinn; denn diese [Frauen] bedeuten zwei Bündnisse:
  252. eines vom Berg Sinai, das in die Sklaverei hinein gebiert, das
  253. ist Hagar. $25$ Denn Hagar ist der Berg Sinai in Arabien,
  254. entspricht aber dem jetzigen Jerusalem, denn es ist mit seinen
  255. Kindern in Sklaverei. $26$ Das Jerusalem droben aber ist frei,
  256. [und] das ist unsere Mutter. $27$ Denn es steht geschrieben:
  257. `Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Brich [in
  258. Jubel] aus und rufe laut, die du keine Geburtswehen erleidest!
  259. Denn die Kinder der Einsamen sind zahlreicher als derjenigen,
  260. die den Mann hat. $28$ Ihr aber, Brüder, seid wie Isaak Kinder
  261. der Verheiβung. $29$ Aber so wie damals der nach dem Fleisch
  262. Geborene den nach dem Geist [Geborenen] verfolgte, so [ist es]
  263. auch jetzt. $30$ Aber was sagt die Schrift? `Stoβe die Magd
  264. und ihren Sohn hinaus, denn der Sohn der Magd soll nicht mit dem
  265. Sohn der Freien erben. $31$ Daher, Brüder, sind wir nicht
  266. Kinder einer Magd, sondern der Freien.
  267.  
  268. \5\
  269. Ermahnung zum Leben in der Freiheit des Evangeliums .
  270.  
  271. $1$ Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht. Steht nun
  272. fest und laβt euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei
  273. belasten! $2$ Siehe, ich, Paulus, sage euch, daβ Christus euch
  274. nichts nützen wird, wenn ihr euch beschneiden laβt. $3$ Ich
  275. bezeuge aber noch einmal jedem Menschen, der sich beschneiden
  276. läβt, daβ er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. $4$ Ihr
  277. seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt
  278. werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen. $5$ Wir nämlich
  279. erwarten durch [den] Geist aus Glauben die Hoffnung der
  280. Gerechtigkeit. $6$ Denn in Christus Jesus hat weder
  281. Beschneidung noch Unbeschnittensein irgendeine Kraft, sondern
  282. [der] durch Liebe wirksame Glaube. $7$ Ihr lieft gut. Wer hat
  283. euch gehindert, der Wahrheit zu gehorchen? $8$ Die Überredung
  284. ist nicht von dem, der euch beruft. $9$ Ein wenig Sauerteig
  285. durchsäuert den ganzen Teig. $10$ Ich habe Vertrauen zu euch
  286. im Herrn, daβ ihr nicht anders gesinnt sein werdet. Wer euch
  287. aber verwirrt, wird das Urteil tragen, wer er auch sei.
  288.  
  289. $11$ Ich aber, Brüder, wenn ich noch Beschneidung predige,
  290. warum werde ich noch verfolgt? Dann ist ja das Ärgernis des
  291. Kreuzes beseitigt. $12$ Meinetwegen können sie, die euch
  292. beunruhigen, sich auch verschneiden lassen.
  293.  
  294. \5\
  295. Warnung vor fleischlichem Miβbrauch der Freiheit - Ermahnung zum
  296. Leben durch den Geist.
  297.  
  298. $13$ Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder, nur
  299. [gebraucht] nicht die Freiheit als Anlaβ für das Fleisch,
  300. sondern dient einander durch die Liebe! $14$ Denn das ganze
  301. Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: `Du sollst deinen
  302. Nächsten lieben wie dich selbst. $15$ Wenn ihr aber einander
  303. beiβt und freβt, so seht zu, daβ ihr nicht voneinander verzehrt
  304. werdet!
  305.  
  306. $16$ Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust
  307. des Fleisches nicht erfüllen. $17$ Denn das Fleisch begehrt
  308. gegen den Geist auf, der Geist aber gegen das Fleisch; denn
  309. diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut,
  310. was ihr wollt. $18$ Wenn ihr aber durch den Geist geleitet
  311. werdet, seid ihr nicht unter Gesetz. $19$ Offenbar aber sind
  312. die Werke des Fleisches; es sind: Unzucht, Unreinheit,
  313. Ausschweifung, $20$ Götzendienst, Zauberei, Feindschaften,
  314. Hader, Eifersucht, Zornausbrüche, Selbstsüchteleien,
  315. Zwistigkeiten, Parteiungen, $21$ Neidereien, Trinkgelage,
  316. Völlereien und dergleichen. Von diesen sage ich euch im voraus,
  317. so wie ich vorhersagte, daβ die, die so etwas tun, das Reich
  318. Gottes nicht erben werden. $22$ Die Frucht des Geistes aber
  319. ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte,
  320. Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. $23$ Gegen diese ist das
  321. Gesetz nicht [gerichtet]. $24$ Die aber dem Christus Jesus
  322. angehören, haben das Fleisch samt den Leidenschaften und
  323. Begierden gekreuzigt. $25$ Wenn wir durch den Geist leben, so
  324. laβt uns durch den Geist wandeln. $26$ Laβt uns nicht nach
  325. eitler Ehre trachten, indem wir einander herausfordern, einander
  326. beneiden.
  327.  
  328. \6\
  329. Ermahnung zur Bruderschaft im Geist.
  330.  
  331. $1$ Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt
  332. wird, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen im Geist der
  333. Sanftmut wieder zurecht. Und dabei gib auf dich selbst acht, daβ
  334. nicht auch du versucht wirst! $2$ Einer trage des anderen
  335. Lasten, und so werdet ihr das Gesetz des Christus erfüllen.
  336. $3$ Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, während er doch
  337. nichts ist, so betrügt er sich selbst. $4$ Ein jeder aber
  338. prüfe sein eigenes Werk, und dann wird er nur im Blick auf sich
  339. selbst Ruhm haben und nicht im Blick auf den anderen; $5$ denn
  340. jeder wird seine eigene Bürde tragen. $6$ Wer im Wort
  341. unterwiesen wird, gebe aber dem Unterweisenden an allen Gütern
  342. Anteil.
  343.  
  344. $7$ Irrt euch nicht, Gott läβt sich nicht verspotten! Denn was
  345. ein Mensch sät, das wird er auch ernten. $8$ Denn wer auf sein
  346. Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den
  347. Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten. $9$ Laβt uns
  348. aber im Gutestun nicht müde werden, denn zur bestimmten Zeit
  349. werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten. $10$ Laβt uns also
  350. nun, wie wir Gelegenheit haben, allen gegenüber das Gute wirken,
  351. am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens.
  352.  
  353. \6\
  354. Eigenhändiger Briefschluβ: Ruhm des Kreuzes Christi.
  355.  
  356. $11$ Seht, mit was für groβen Buchstaben ich euch mit eigener
  357. Hand geschrieben habe. $12$ So viele im Fleisch gut angesehen
  358. sein wollen, die nötigen euch, beschnitten zu werden, nur damit
  359. sie nicht um des Kreuzes Christi willen verfolgt werden. $13$
  360. Denn auch sie, die beschnitten sind, befolgen selbst das Gesetz
  361. nicht, sondern sie wollen, daβ ihr beschnitten werdet, damit sie
  362. sich eures Fleisches rühmen können. $14$ Mir aber sei es fern,
  363. mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus,
  364. durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. $15$
  365. Denn weder Beschneidung noch Unbeschnittensein gilt etwas,
  366. sondern eine neue Schöpfung. $16$ Und so viele dieser
  367. Richtschnur folgen werden, Friede und Barmherzigkeit über sie
  368. und über das Israel Gottes!
  369.  
  370. $17$ In Zukunft mache mir keiner Mühe, denn ich trage die
  371. Malzeichen Jesu an meinem Leib. $18$ Die Gnade unseres Herrn
  372. Jesus Christus sei mit eurem Geist, Brüder! Amen.
  373.